Danke Doris
ich gucke morgen nur noch ins leere
Einrag aus dem Tagebuch
29. Juni 2010
Die „Bettelflugphase“ hat begonnen
Nachdem unsere Jungfalken nun ihre ersten Ausflüge in die Umgebung gemacht haben, hat nun die letzte, schwierige Phase zur Selbständigkeit, die sogenannte „Bettelflugphase“ begonnen. Jetzt müssen sie nicht nur das „richtige“ Fliegen erlernen, sondern auch das Jagen. Dabei werden sie in der Regel von den Eltern noch ca. vier bis sechs Wochen mit Futter versorgt. Sobald sie einen Altvogel sehen, fliegen sie sofort laut rufend und bettelnd auf ihn zu, um von ihm die Beute zu erhalten. Oder sie sitzen wartend und bettelnd auf dem Dach, am Kasten oder im Baum, bis ihnen der Altvogel die Beute bringt. Bisher haben die Jungvögel nur tote Beute erhalten. Nun müssen sie schrittweise das Jagen von lebendiger Beute erlernen. Ebenso, wo die potentielle Beute zu finden ist. Dabei werden ihre Ausflüge in die Umgebung immer größer und sie schauen sich bei den Eltern deren Verhaltensweisen ab. Der Jagdinstinkt ist ihnen angeboren. Anfangs „jagen“ sie häufig am Boden nach Insekten oder Regenwürmern. Lebende Mäuse zu fangen und zu töten ist dann ein weitaus schwierigerer Schritt. Dabei hat der junge Falke teils gehörigen Respekt vor den manchmal recht wehrhaften und bissigen Nagern. Das richtige Greifen und Töten der Beute mit dem Schnabel kann bei einigen Jungvögeln viele Wochen dauern. Teilweise jagen sie ihren Eltern oder „erfolgreichen“ Geschwistern die Beute ab. Noch schwieriger ist: die Jagd nach Vögeln und die Flugjagd.
Je nach Leistungs- und Lernfähigkeit („Talent“) der jungen Falken entscheidet sich jetzt, wer diese Phase meistert und überlebt. Neben den vielen bereits erwähnten Unfallgefahren, spielt der Nahrungsmangel dann eine limitierende Rolle. Einige junge Falken überleben diese ersten Wochen der „Selbständigkeit“ nicht, denn sie werden ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr von den Eltern versorgt, oder verlieren den Anschluss an den Familienverband.
Bisher scheint aber alles nach Plan zu verlaufen, am Abend kehren die meisten noch immer regelmäßig und sehr erschöpft zum Schlafen in den sicheren Kasten zurück. Wir werden sehen, wie lange sie dies noch tun. Drücken wir ihnen die Daumen, dass der Schritt in die Selbständigkeit gelingt.