Markt Schwaben

Beobachtungen in anderen Horsten.

Moderator: Storchenzentrum

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stiloangi
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Beitrag von stiloangi »

Stopp mal:
stiloangi hat geschrieben:
Die Nerven liegen blank, bitte bleibt ruhig.

Ich hätte auch etwas zu dem Beitrag von Isarstörchin gesagt, ich halt aber die Finger besser still.
Ich halte die Finger still, weil ich es in dieser Situation für angemessen halte und Respekt habe vor der Arbeit der hier Verantwortlichen.

Ich bitte nochmals um Ruhe und Besinnung angesichts der Tragödien ringsum.

Lasst uns mit den Tieren trauern.
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leonia#
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Beitrag von leonia# »

Die Kameras incl. Breitband waren vermutlich abgesoffen, wie so vieles andere hier auch:

http://www.merkur-online.de/lokales/ebe ... 35862.html
Das Bild zu Beginn des Artikels zeigt den Markt Schwabener Postanger, durch dessen Mitte der sonst knietiefe und max. 1,5 m breite Hennigbach fließt. Gestern hat er erstmals seit der Renaturierung des Angers dessen Nutzen als Hochwasserausgleichsfläche mehr als deutlich unter Beweis gestellt.

Heute früh: Der am Horst verbliebene Altstorch steht immer noch durchnässt da, der Regen hat zwar nachgelassen, aber es hat nur 7 Grad und die Luftfeuchtigkeit ist vermutlich immer noch im hohen 80%-Bereich (auch mein digitales Außenthermometer geht nicht mehr, nur noch das analoge). D.h. sie trocknet momentan noch nicht. Vom anderen Altstorch seit gestern früh nichts zu sehen.

Bild

Zu Eingriffen in das Horstgeschehen: die Verantwortung tragen diejenigen, die die Horste betreuen, denn die leisten auch die Arbeit. All diejenigen, die glauben, dies besser zu können, können sich sicherlich umgehend an der Betreuung von bedrohnten Tierarten beteiligen und ihre umwerfenden Fachkenntnisse bei der aktiven Feldarbeit beweisen. Richard und die anderen Horstbetreuer sind über jeden Helfer bei der Nistkastensäuberung im Herbst oder der Reinigung des in luftiger Höhe liegenden Storchenhorstes dankbar. Und dies gilt sicherlich auch anderswo in Deutschland und Europa, wo aktive Naturschützer über mangelnde Ünterstützung klagen. Auch finanzielle Beiträge werden gern gesehen, wenn jemand beruflich zu sehr eingespannt ist, um sich aktiv zu beteiligen.

Nachtrag: um 6.40 Uhr hat der verbliebene Altstorch erstmals seit fast 24 Stunden wieder den Horst verlassen. Der andere Altstorch ist noch nicht wieder erschienen.
Zuletzt geändert von leonia# am Mo 3. Jun 2013, 06:52, insgesamt 1-mal geändert.
su
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Beitrag von su »

away at 06:35

Bild

Good :-)
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leonia#
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Beitrag von leonia# »

Thank you Su!
Doris
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Beitrag von Doris »

Hallo Morgaine,
ob die Jungen geborgen werden, weiß ich nicht.
Aber eine zweite Brut wird es nicht geben. Es ist zu spät.
Der letzte Termin für die Eiablage und erfolgreiche Aufzucht liegt um den 10. Mai herum.
Sie brauchen ja mehr als 3 Monate von der Eiablage bis zum Wegzug.
Seven
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Beitrag von Seven »

leonia# hat geschrieben:Horstbetreuer Richard Straub hat denen, die ihn kontaktierten, seine Sorgen mitgeteilt:

Hallo Leonia,

es ist ein Jammer!
Vor lauter Anrufen und e-mails komme ich nicht dazu einzeln zu antworten und habe meine Gründe im Anhang zusammengefaßt.

LG Richard

Horstentnahme?

Lieber Storchenfreund,

solche Schlechtwetterperioden sind eine große Herausforderung für Mensch und Tier.
Es hat sie immer wieder gegeben und wir werden auch in Zukunft wahrscheinlich sogar verstärkt damit leben müssen?

Doch nun speziell zu den Störchen und der Frage ob eingegriffen werden soll oder nicht?

Diese Entscheidung ist wahrlich nicht einfach und bereitet auch uns große Kopfzerbrechen und Unbehagen.

Mag es auf den ersten Blick als nur logisch erscheinen, die Jungstörche für einen ungewissen Zeitraum zu entnehmen und nach Wetterbesserung wieder einzusetzen, so zeigt ein zweiter Blick doch die damit verbundene Problematik auf.
Man weiß nicht genau wann sich das Wetter bessert, wann wieder eingesetzt werden könnte und wie die Altvögel darauf reagieren.

Dazu einige Beispiele aus unserer eigenen Praxis:

In Emmering im Landkreis Ebersberg hatten Störche Plastikmüll eingetragen, den das schlaueste Lebewesen auf der Welt in der Natur hinterlassen hatte.
Nach anhaltend kräftigem Regen wurde bemerkt, dass sich keiner der Jungstörche mehr sehen lässt. Trotz Regen stieg ich auf das Dach und holte die Jungen aus dem Horst. Sie waren bereits sehr geschwächt und nicht mehr in der Lage von selbst zu fressen. Im Horst stand ca. 10 cm Wasser. Während einige von uns die Jungen zwangsernährten, was bald positiven Erfolg zeigte, wurde auch der Horst untersucht, der Plastikmüll entfernt und neues Nistmaterial eingebaut.
Nach Ende des Regens, noch am gleichen Spätnachmittag, wurden die Jungen wieder eingesetzt und die Altstörche flogen wieder auf den Horst.
Die Welt schien wieder in Ordnung. Doch durch die massive Störung wurde bei den Altvögeln ein Fehlverhalten ausgelöst.
Sie bewachten wohl die Jungen, fütterten sie aber nicht mehr! Dies wurde aber erst einen Tag später bei Beobachtungen festgestellt.
Also fuhr ich wieder 40 km bis Emmering, um erneut die Jungen zu bergen.
Sie hatten aber nicht überlebt, obwohl sie von uns gut gefüttert worden waren und nach anfänglicher Zwangsernährung sogar selber gut fraßen.
Anschließend verwaiste der Horst und ist bis heute nicht mehr besiedelt worden, obwohl umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen im Umfeld stattgefunden hatten und die Landschaft deutlich verbessert worden war.

Bei der Jungen-Entnahme besteht auch großes Risiko für den bewachenden Altstorch. Bei anhaltendem Regen ist eine ausreichende Gefiederpflege nicht möglich.
Im Jahr 2010 wurde unsere Störchin seit zwei Tage vermisst und trotz eingeleiteter Suche nicht gefunden.
Dann kehrte sie völlig überraschend zum Horst zurück. Vermutlich konnte sie wegen der anhaltenden Regenfälle und des durchweichten Gefieders nicht mehr fliegen.
Ca. zwei Stunden nach den ersten Sonnenstrahlen war sie wieder aufgetaucht.
Was ist, wenn ein bewachender Altstorch aus diesem Grunde nicht mehr voll flugfähig ist, was man ja nicht wissen kann und er dann aus Panik abstürzt, sich verletzt oder zu Tode kommt, während versucht wird die Jungen zu retten?

In Eitting, Landkreis Erding, wurde am 01.06.2013 ein völlig durchweichter Altstorch auf einer befahrenen Straße gesichtet.
Er war konnte einfach nicht mehr fliegen!
Mehrere Leute trieben ihn vorsichtig in eine große Halle, wo er den höchsten Punkt der gelagerten Holzpaletten einnahm, sich dann sicherer fühlte, sein Gefieder pflegte und nach ein paar Stunden wieder aus der Halle fliegen konnte.
Inzwischen sind am Eittinger Horst wieder beide Altvögel zu sehen, die Brut ist leider eingegangen.
Die Störche werde aber weiterhin ihren Horst behalten und in besseren Jahren durch größeren Bruterfolg den Verlust wieder ausgleichen können.

Wir machen es uns wirklich nicht leicht, sehen aber in erster Linie das Weiterbestehen des Horstes für die Zukunft.
Die Natur war immer schon in der Lage Ausfälle in den Folgejahren wieder auszugleichen, wenn man ihr die Möglichkeit dazu lässt, d. h., die Landschaft schützt und die Wildtiere möglichst nicht stört.

Horstbetreuer
Richard Straub

Ich danke Richard Straub für diesen Bericht ud dir leonia fürs Einstellen.

Nachdem ich im Höchstadter Forum so angegriffen wurde weil ich gegen die Entnahme und wieder Einsetzung der Jungstorche war, wollte ich das Forum eigentlich verlassen. Aber dieser Bericht macht Mut, auch mit anderer Meinung als die Masse, weiter zu lesen und zu schreiben.

Seven
Ein Fremder ist ein Freund der dir nur noch nicht begegnet ist
Laura

Beitrag von Laura »

Seven hat geschrieben: Nachdem ich im Höchstadter Forum so angegriffen wurde weil ich gegen die Entnahme und wieder Einsetzung der Jungstorche war, wollte ich das Forum eigentlich verlassen. Aber dieser Bericht macht Mut, auch mit anderer Meinung als die Masse, weiter zu lesen und zu schreiben.Seven
Dass Du im Höchstadter Forum angegriffen wurdest, fand ich nun eigentlich
nicht. Du warst ja nun wirklich nicht der Einzige, der die wiederholten
Aushorstungen kritisierte, denn an die Altvögel schien dort wohl niemand
zu denken. Andererseits sollte aber zur Kenntnis genommen werden, dass
unter den sog. Experten, also den Leuten der verschiedenen Tierschutzorga-
nisationen und Ämtern auch unterschiedliche Meinungen vorherrschen, ob
gerettet werden soll oder nicht und jede(r) seine eigene Ideologie vertritt
und sich die Verordnungen und Gesetze so hinbiegt, wie er sie gerade braucht.

Sehenden Auges aber mitzuerlebern, wie Storchenküken krepieren,
nachdem wir uns tage- und wochenlang per Webcam an den Störchen
erfreut haben, jede Regenwurmverköstigung kommentierten und uns
unterhalten ließen, ist ja wohl auch herzlos und menschlich brutal - oder?
Lilly2008

Beitrag von Lilly2008 »

Morgaine

wäre das jetzt bei Facebook gepostet worden würde ich jetzt "Daumen hoch" klicken. :-) So gut hätte ich es nicht schreiben/ausdrücken können.

Liebe Grüße
Lilly
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leonia#
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Beitrag von leonia# »

Trotz allgegenwärtiger Hochwassernachrichten fand die Süddeutsche Zeitung noch Zeit für einen Artikel über das Schicksal unserer Störche und anderer Vögel während des Dauerregens.

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/ebe ... -1.1687572

Die Kameras gehen derzeit leider nicht, aber auf dem Horst steht ein Altstorch.
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Isarstörchin
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Beitrag von Isarstörchin »

Danke Leonia für den Link der SZ
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Grüße aus München
Ingrid
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leonia#
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Beitrag von leonia# »

Es sind jetzt wieder zwei Störche am Horst. Einer steht auf dem Horst, einer steht auf der Kamera-Sitzstange! Sie leben beide, sind aber ziemlich schmuddelig.
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cepetta
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Beitrag von cepetta »

Leonia . . . das ist mal ne GUTE Nachricht

nach all den veregneten Tagen :D
L.G. cepetta

Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben,
sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen.
Doris
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Beitrag von Doris »

Vielen Dank Leonia.
Ich bin sehr erleichtert. :-)
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Isarstörchin
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Beitrag von Isarstörchin »

Doris hat geschrieben:Vielen Dank Leonia.
Ich bin sehr erleichtert. :-)
Ebenfalls und danke.... Bild
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su
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Beitrag von su »

Thank you Leonia :-)
It is good to hear they have both survived.
Now if we can only resuscitate the webcam.... ;-)
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