Diesen Bericht finde ich am Schönsten, darum setz ich ihn hier mal rein:

denn hier hat schliesslich alles angefangen.
Störchin Prinzesschen bekommt ein Denkmal gesetzt
Potsdamerin und Lübecker lernten sich durch das Storchenweibchen kennen
Loburg (ddp-lbg). Holger Meyer kann sich an seine letzte Begegnung mit der Störchin Prinzesschen genau erinnern. «Ich hatte sie über Satellit auf einer Wiese in Sachsen-Anhalt geortet. Als ich sie fand, war sie gerade mit ihren Jungen auf Futtersuche», erzählt der Hobbyornithologe, der heute in Potsdam lebt, über sein letztes Aufeinandertreffen im Herbst 2006. Wenig später breitete die damals wohl berühmteste Störchin Deutschlands ihre Flügel aus und erhob sich zu ihrer Reise gen Süden. Meyer, der damals noch ein Foto schoss, sah Prinzesschen als Letzter lebend. Wenige Wochen nach ihrem Abflug starb der durch eine Fernseh-Reportage berühmt gewordene Storch in Südafrika an Altersschwäche. Ab Samstag (3. Juli) soll nun ein Denkmal im sachsen-anhaltischen Loburg an den Vogel erinnern.
Gut 50 Zentimeter groß ist die verwitterte Bronzestatue von Prinzesschen. Der von der schleswig-holsteinischen Künstlerin Heike Landherr zu einer filigranen Figur gegossene Storch schwebt über einer Bronzeplatte, auf welcher die alljährliche Flugroute der Storchendame eingraviert ist. «Prinzesschen war ein Langzieher. Sie flog manchmal bis ans Kap», sagt Meyer über den Storch, dessen jährliche Route über 22 Länder und drei Kontinente führte.
Begonnen hatte die öffentliche Karriere von Prinzesschen im Jahr 1994. Den Vogelkundlern des Storchenhofes Loburg bei Magdeburg war es damals gelungen, den scheuen Vogel mit einem Peilsender auszustatten. Auf ihrer Reise elektronisch mit Satelliten verbunden, war Prinzesschen der erste Storch, deren Süd-Nord-Reise dokumentiert wurde. Später verfolgte ein Fernsehteam den Vogel über fünf Monate auf seiner Reise bis in den Süden Afrikas, der daraus entstandene Fernsehfilm «Die Reise der Störche» erhielt mehrere Preise. Zudem zierte Prinzesschen als fliegendes Storchenweibchen fortan eine Briefmarke der Deutschen Post.
Nun bekommt Prinzesschen ein Denkmal. «Schon wenige Wochen nach dem Tod von Prinzesschen gab es auf der Farm, wo Prinzesschen tot gefunden wurde, eine Grabplatte. Da hatten wir die Idee, auch in Deutschland mit etwas Ähnlichem an sie zu erinnern», sagt Frank Wildegans, neben Holger Meyer einer der Initiatoren des Denkmals. Mehrere Jahre dauerte es allerdings, bis der Traum der Storchenfans wahr werden konnte. «Das Geld für das Denkmal musste erst mühsam zusammen gesammelt werden», sagt der aus Schleswig-Holstein stammende Wildegans. So bedruckten Meyer und Wildegans unzählige Tassen und T-Shirts mit dem Konterfei des Storches, zudem sammelten sie auf der Grünen Woche in Berlin Spenden für ihre Idee.
Wenn es am Samstag soweit ist, schließt sich für Holger Meyer indes ein weiterer Kreis. Denn Meyer, dem die letzte Begegnung mit dem Tier vergönnt war, verbindet noch eine ganz eigene Geschichte mit Prinzesschen. Der heute 63-Jährige hat durch den Storch seine heutige Frau kennengelernt. «Im Forum der Internetseite vom Storchennest sind wir aufeinander aufmerksam geworden», sagt Holger Meyer. Rund 300 Kilometer voneinander entfernt, betrachteten im Jahr 2005 der Ingenieur aus Lübeck und die Büroangestellte aus Potsdam im Internet das Prinzesschen und ihre Jungen. «Wir waren beide ganz fasziniert und irgendwann wollten auch wir uns kennenlernen«, sagt Petra Meyer.
Die Verlobung der beiden im Juli 2006 fand unter dem Nest der Storchendame statt. »Prinzesschen hat damals dazu geklappert, das war wirklich sehr schön«, sagt Petra Meyer. Auch ihre spätere Hochzeit wollten die Storchenfreunde im Beisein von Prinzesschen feiern, der Wunsch scheiterte jedoch an den gesetzlichen Vermählungsvorschriften. »Das Storchennest war kein gewidmeter Ort, die Hochzeit wäre deshalb ungültig gewesen«, sagt Holger Meyer, der mittlerweile in Potsdam lebt und neben seiner Frau auch den Storchenreichtum in der Mark und Sachsen-Anhalt zu schätzen gelernt hat: «In meiner Heimat gibt es nicht mehr so viele. Hier hat man sie aber fast vor der Haustür».
ddp