Pelikan könnte auch Wolfsburger Störche besuchen
Attraktion des NABU-Artenschutzzentrums Leiferde ist ein am 3. April 2009 zugeflogener Rosapelikan (Pelecanus onocrotalus). Zuvor geisterte er seit dem 5. März 2009 durch Franken, hauptsächlich im Raum Nürnberg – Fürth – Erlangen, bis er Anfang April über Schleiz (Thüringen) und Wegenstedt (Bördekreis, Sachsen-Anhalt) in den Landkreis Gifhorn weiterzog. Bayerische Medien, die ihm große Aufmerksamkeit widmeten, tauften ihn „Quax“ (alias „Quaks“) – nach dem Film „Quax der Bruchpilot“.
Auffällig ist fast überall, dass der Pelikan die Nähe zu Weißstörchen sucht. Dazu nimmt er in der Umgebung von Storchennestern sogar ausgefallene Landeplätze wie steile Dächer, Schornsteine und Lüfter inkauf. Dies ließ Spektulationen aufkommen, er sei urspünglich zusammen mit Störchen in einem Gehege aufgezogen oder gehalten worden. Mangels Beringung bleibt die Herkunft rätselhaft. Immerhin gilt als gesichert, dass der Pelikan 2001 zum Überwintern in den Zoo von Straubing (Niederbayern) zugeflogen ist und von dort aus verschiedene Rundflüge unternommen hat.
Die Jahreszahl 2001 machte mich stutzig: Damals streifte von Ende April bis zum Herbstzug der Störche ein unberingter Rosapelikan zwischen Schleswig-Holstein, der Elbtalaue und der Lüneburger Heide umher, der ebenfalls die Nähe von Weißstörchen suchte (z. B. in den Storchendörfern Rühstädt und Wahrenberg). Ich selbst beobachtete ihn am 25.8.2001 in Neu Bleckede an der Elbe: in 2 km Umkreis um seinen Schlafplatz (auf dem Eternitdach eines Kuhstalls) befanden sich fünf bewohnte Storchennester. Ist der damals „Peli“ getaufte Vogel mit „Quax“ identisch? Ich recherchiere weiter.
In Lieferde hat nun der Pelikan ein Storchennest auf einem ca. 11 m hohen Nistmast auserkoren. Konflikte mit Weißstörchen ergeben sich nicht, da dieser Brutplatz nach dem Unfalltod eines Altvogels 2007 aufgegeben wurde. In Sichtweite brütet ungestört ein Storchenpaar auf einem Schornstein. Nahrung nimmt „Quax“ im Freigehege des NABU-Zentrums auf, wo fünf flugunfähige Weißstörche gehalten werden.
Unter diesen Pflegestörchen ist übrigens ein Wolfsburger: Am 30.7.2008 lieferten wir den Jungstorch (Ringnummer 6X272) aus Brackstedt ein, weil er nicht auf sein Nest zurückfliegen konnte. Sein Flügelschaden lag nicht an einer Anprallverletzung, sondern nach Feststellungen der Tierärztlichen Hochschule Hannover an der Wachstumsstörung eines Flügelknochens.
Trotz relativer Standorttreue in Leiferde hat der Pelikan schon einmal eine Tour in die Nähe von Bremen unternommen. Deshalt rechne ich mit weiteren Rundflügen, die wiederum in die Nähe von Storchennestern führen können. Sollte sich der ungewöhnliche Gast in Wolfsburg oder Umgebung zeigen, bitten wir um Benachrichtigung. Auch für Daten zum Pelikan-Auenthalt 2001 sind dankbar.
Weitere Details meiner Recherchen und Links unter
http://stoercheimnorden.jimdo.com/beric ... ikan-quax/
Herzliche Grüße von
Georg und Sabine Fiedler