Soeben hat der Altstorch sich erhoben und eines der Jungen ist tatsächlich aufgestanden, eines hat noch das Köpfchen erhoben, aber das dritte hat sich selbst dann nicht mehr gerührt, als der Altstorch darauf stand!
Jetzt haben sie gar keinen Schutz mehr vor dem nicht enden wollenden Regen, da der Altstorch stehen geblieben ist.
:cry:
Ceterum censeo hominem malignum ex forum expellendum esse . . .
Es ist ja bewundernswert, der Storch versucht immer noch
so etwas wie einen Regenschirm abzugeben, obwohl im
bestimmt sein Instinkt sagt, daß das zwecklos ist.
--------------------------------------
Grüße aus München
Ingrid
----------------------------------------------------------
Der Sinn der Botschaft entsteht beim Empfänger
Horstbetreuer Richard Straub hat denen, die ihn kontaktierten, seine Sorgen mitgeteilt:
Hallo Leonia,
es ist ein Jammer!
Vor lauter Anrufen und e-mails komme ich nicht dazu einzeln zu antworten und habe meine Gründe im Anhang zusammengefaßt.
LG Richard
Horstentnahme?
Lieber Storchenfreund,
solche Schlechtwetterperioden sind eine große Herausforderung für Mensch und Tier.
Es hat sie immer wieder gegeben und wir werden auch in Zukunft wahrscheinlich sogar verstärkt damit leben müssen?
Doch nun speziell zu den Störchen und der Frage ob eingegriffen werden soll oder nicht?
Diese Entscheidung ist wahrlich nicht einfach und bereitet auch uns große Kopfzerbrechen und Unbehagen.
Mag es auf den ersten Blick als nur logisch erscheinen, die Jungstörche für einen ungewissen Zeitraum zu entnehmen und nach Wetterbesserung wieder einzusetzen, so zeigt ein zweiter Blick doch die damit verbundene Problematik auf.
Man weiß nicht genau wann sich das Wetter bessert, wann wieder eingesetzt werden könnte und wie die Altvögel darauf reagieren.
Dazu einige Beispiele aus unserer eigenen Praxis:
In Emmering im Landkreis Ebersberg hatten Störche Plastikmüll eingetragen, den das schlaueste Lebewesen auf der Welt in der Natur hinterlassen hatte.
Nach anhaltend kräftigem Regen wurde bemerkt, dass sich keiner der Jungstörche mehr sehen lässt. Trotz Regen stieg ich auf das Dach und holte die Jungen aus dem Horst. Sie waren bereits sehr geschwächt und nicht mehr in der Lage von selbst zu fressen. Im Horst stand ca. 10 cm Wasser. Während einige von uns die Jungen zwangsernährten, was bald positiven Erfolg zeigte, wurde auch der Horst untersucht, der Plastikmüll entfernt und neues Nistmaterial eingebaut.
Nach Ende des Regens, noch am gleichen Spätnachmittag, wurden die Jungen wieder eingesetzt und die Altstörche flogen wieder auf den Horst.
Die Welt schien wieder in Ordnung. Doch durch die massive Störung wurde bei den Altvögeln ein Fehlverhalten ausgelöst.
Sie bewachten wohl die Jungen, fütterten sie aber nicht mehr! Dies wurde aber erst einen Tag später bei Beobachtungen festgestellt.
Also fuhr ich wieder 40 km bis Emmering, um erneut die Jungen zu bergen.
Sie hatten aber nicht überlebt, obwohl sie von uns gut gefüttert worden waren und nach anfänglicher Zwangsernährung sogar selber gut fraßen.
Anschließend verwaiste der Horst und ist bis heute nicht mehr besiedelt worden, obwohl umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen im Umfeld stattgefunden hatten und die Landschaft deutlich verbessert worden war.
Bei der Jungen-Entnahme besteht auch großes Risiko für den bewachenden Altstorch. Bei anhaltendem Regen ist eine ausreichende Gefiederpflege nicht möglich.
Im Jahr 2010 wurde unsere Störchin seit zwei Tage vermisst und trotz eingeleiteter Suche nicht gefunden.
Dann kehrte sie völlig überraschend zum Horst zurück. Vermutlich konnte sie wegen der anhaltenden Regenfälle und des durchweichten Gefieders nicht mehr fliegen.
Ca. zwei Stunden nach den ersten Sonnenstrahlen war sie wieder aufgetaucht.
Was ist, wenn ein bewachender Altstorch aus diesem Grunde nicht mehr voll flugfähig ist, was man ja nicht wissen kann und er dann aus Panik abstürzt, sich verletzt oder zu Tode kommt, während versucht wird die Jungen zu retten?
In Eitting, Landkreis Erding, wurde am 01.06.2013 ein völlig durchweichter Altstorch auf einer befahrenen Straße gesichtet.
Er war konnte einfach nicht mehr fliegen!
Mehrere Leute trieben ihn vorsichtig in eine große Halle, wo er den höchsten Punkt der gelagerten Holzpaletten einnahm, sich dann sicherer fühlte, sein Gefieder pflegte und nach ein paar Stunden wieder aus der Halle fliegen konnte.
Inzwischen sind am Eittinger Horst wieder beide Altvögel zu sehen, die Brut ist leider eingegangen.
Die Störche werde aber weiterhin ihren Horst behalten und in besseren Jahren durch größeren Bruterfolg den Verlust wieder ausgleichen können.
Wir machen es uns wirklich nicht leicht, sehen aber in erster Linie das Weiterbestehen des Horstes für die Zukunft.
Die Natur war immer schon in der Lage Ausfälle in den Folgejahren wieder auszugleichen, wenn man ihr die Möglichkeit dazu lässt, d. h., die Landschaft schützt und die Wildtiere möglichst nicht stört.
Horstbetreuer
Richard Straub
Ceterum censeo hominem malignum ex forum expellendum esse . . .
Abschied von der Storchensaison 2013: ein letzte Bild!
So wie diesen drei Jungvögeln geht es in diesem Jahr vielen vielen Jungvögeln, nicht nur bei den Weißstörchen. Auch in den Furchen der Felder ersaufen die Bruten von Feldlerchen, Kiebitzen und Rebhühnern, die Brut der Mauersegler und anderer Insektenfresser verhungert. Und die Hochwasser der Flüsse werden noch so manches Leben mitreißen . . .
Danke Leonia, für die Einstellung des Berichtes von Richard Straub.
Der Bericht könnte dazu beitragen, daß einigen Usern "ein Licht aufgeht",
warum es immer eine Gratwanderung ist und man sehr Nutzen und
Schaden abwägen muß, bei der Überlegung,ob man Junge kurzzeitig aus
dem Horst nimmt oder nicht.
Wie gesagt KÖNNTE. Ich befürchte jedoch, daß sich viele derjenigen, die
nach Rettung schreien, auch von solchen fachmännischen Überlegungen
nicht überzeugen lassen und weiterhin hysterisch reagieren.
Uns hat das Geschehen der letzten Tage weiß Gott nicht unberührt gelassen,
aber, wir sind nur Zuschauer und sollten uns auch so verhalten: Schauen
und klugerweise hin und wieder auch die Tastatur in Ruhe lassen.
Danke an Richard Straub und das Team für ihre Arbeit, die sie ja
bekanntlich ehrenamtlich und nebenberuflich machen.
--------------------------------------
Grüße aus München
Ingrid
----------------------------------------------------------
Der Sinn der Botschaft entsteht beim Empfänger