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Abflug aus dem Paradies
20.08.2010 - BORNHEIM/NEUSTADT
Von Rolf Sperber
NATUR Störche und Zugvögel verlassen die Pfalz - Sommer vorbei?
Sommer ade - die als „Frühlingsboten“ im März und April freudig begrüßten Störche, Schwalben und Mauersegler sind zum großen Teil derzeit schon wieder auf dem Weg in den Süden in ihre warmen Winterquartiere. „Wir hatten in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz und da überwiegend in der Südpfalz etwa 160 Jungstörche - die sind schon weg“, berichtete gestern Frank Steigleder (Steinfeld) von der „Aktion Pfalzstorch“.
Die rund 50 Brutpaare, also die Eltern der Jungstörche, und ein Dutzend Einzelgänger bleiben noch bis etwa Ende August oder Anfang September - dann geht auch für sie die beschwerliche 8 000-Kilometer-Reise nach Afrika los. Ihre Ziele sind der Sudan, der Tschad und der Kongo - wenn sie nicht in Spanien „hängen bleiben“: Dort wurden nach Angaben von Steigleder schon Störche beobachtet, die auf den nahrungsreichen Müllkippen rund um Madrid oder weiter im Süden bei Gibraltar überwintern.
Die Südpfalz entwickelte sich wegen des guten Nahrungsangebots für die Vögel in den vergangenen Jahren zu einem regelrechten „Storchen-Paradies“. Auf den Niederwiesen bei Offenbach wurden vor zwei Wochen an einem einzigen Tag rund 220 Störche gezählt, die dort auf Nahrungssuche gingen. Die „Wässerwiesen“, die von der „Aktion Pfalzstorch“ initiiert wurden, sind inzwischen aber auch zu Streitobjekten geworden. Steigleder: „Ich bin kein Freund vom Wiesenwässern - da sterben auch viele Tiere wie Maulwürfe oder Mäuse, die einfach ertrinken...“
Diese Probleme gibt es bei den Mauerseglern und Schwalben nicht: Sie fliegen wieder in den Süden, wenn ihnen das ihre „innere Uhr“ empfiehlt: Wenn die Tage kürzer werden oder das Wetter anhaltend schlechter. Dann geht das Nahrungsangebot zurück und der Vogelzug beginnt. „Das ist auch hormonell gesteuert,“ sagte Naturschutzreferent Olaf Strub vom Naturschutz-Bund Deutschland (Nabu) in Mainz.
Der Volksmund weiß es schon seit langem: „Mariä Geburt fliegen die Schwalben furt“, heißt es - muss aber nicht unbedingt stimmen: „Mariä Geburt“ ist am 8. September - und da sind wohl alle Schwalben und Mauersegler (die oft von Laien auch als Schwalben gesehen werden) längst unterwegs. Strub: „Der Aufbruchsantrieb ist nicht die Kälte, sondern das geringere Nahrungsangebot.“ Ende September gehen auch die Kiebitze auf Südland-Reise - im Oktober beginnt der Drosselzug.