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Liebe Storchenfreunde,
nach ca. 8 Wochen Nestlingszeit haben auch die Jungstörche auf dem Alten Rathaus in Höchstadt ihre volle Flugfähigkeit erlangt. Oft werden die ersten Starts jedoch nicht ganz freiwillig unternommen, sondern durch eine starke Windböe sozusagen erzwungen. Bei stark böigen Windverhältnissen ist der Start vom Storchennest zwar einfach, die Landung hingegen kann problematisch werden.
Der erste Flug von Jungstörchen ist vergleichbar mit den ersten Gehversuchen von Menschen oder von Tieren. Sie sind sehr anstrengend. Wenn sie gelingen werden sie vermutlich von starken emotionalen Gefühlen der Freiheit begleitet, die jedem Lebewesen neue Kraft und Motivation zum Weitermachen schenken. Die erste Landung eines Weißstorchs erfolgt meist auf einem Dachfirst. Diese Punktlandung, auf einer im stumpfen Winkel verlaufenden Linie des Dachfirstes, ist bei stark böigen Windverhältnissen schon eine Glanzleistung.
Im flachen Storchennest können die Jungstörche das Balancieren auf einem dicken Stab, wie z.B. einem Dachfirst, nicht üben. Daher werden sie oft nach der ersten erfolgreichen Landung auf einem Dachfirst von der nächsten starken Windböe vom Dachfirst auf das Dach geweht, wo sie wegen der glatten Ziegel abrutschen. Ist auf dem Dach ein Schneefanggitter montiert, fängt es den abgerutschten Jungstorch auf. Dieser versucht dann den Dachfirst zu Fuß zu erreichen um sich eine bessere Startposition zu sichern. Dies gelingt jedoch bei glatten steilen Dächern nicht. Nach ca. ein bis zwei Meter Aufstieg rutscht er zurück ins Schneefanggitter. Ohne Schneefanggitter stürzt der Jungstorch bis auf den Boden ab und zieht sich dabei oft lebensgefährliche Verletzungen zu.
Vermutlich hat eine starke Windböe auch einen unserer Jungstörche am Sonntag (24.06.2012) bei seinen Flugübungen zum ersten Flug "gezwungen". Glücklicherweise endete der erste Flug nur mit einer kleinen Schürfwunde im Schneefanggitter eines Nachbargebäudes. Dank der Aufmerksamkeit der Anwohner konnte er schnell geborgen und nach einer Erholungspause von einer Nacht am Montag in den Familienverband zurückgebracht werden.
Dank der Aufmerksamkeit eines Mitarbeiters im Landratsamt Erlangen-Höchstadt konnte am Montag ein weiterer Jungstorch nach missglücktem "Dachaufstieg" im Schneefanggitter des benachbarten Höchstadter Schlosses geborgen und ebenfalls in den Familienverband zugeführt werden.
Am Montag Nachmittag waren dann wieder drei Jungstörche im Nest. Dem vierten Jungstorch hat das Fliegen offensichtlich so gut gefallen, dass er sich den Rest des Montags zum Fliegen frei genommen hatte. Auch die Nacht hat er auswärts verbracht. Erst am Dienstagmittag (26.06.2012) ist er zu seinen Geschwistern auf das Alte Rathaus zurückgekehrt.
Alle vier Jungstörche auf dem Alten Rathaus sind wohlauf und werden in den nächsten Tagen ihre Flugkünste immer öfter ausprobieren.
Nur durch die Aufmerksamkeit der Bewohner rund um das Storchennest konnte Schlimmeres verhindert werden. Ich möchte mich daher für die zahlreichen Hinweise und Mails recht herzlich bedanken.
Herzliche Grüße aus dem Aischtal